Der Immobilienhändler in San Pietro tummeln sich vieler, aber hütte sich am Morgarten, bevor man sich mit denen einlässt, würde ein Schweizer sagen, die seit 1315 wissen, wie man grösseres Unheil von sich hält. Der Weisheit zuletzt mahnte die Eidgenossen der zum Nationalheiligen aufgestiegene “Bruder Klaus von Flüeh” nur 150 Jahre nach erfolgreich verlaufener Schlacht seine in Übermut geratenen Landsleute : “Spannet den Zun (Zaun) nicht zu wyt (weit)! “
Ob ich nun dank diesem eingeengten Zaun rund 700 Jahre danach ein privilegiertes Leben führen darf, sei dahingestellt. Dass aber mein eigener Hauskauf ausserhalb dieses “Zun” in Apulien nicht über den hinterlistigen Abdullah ablief, dessen übles Immobilienmarketing ich eben beschreiben werde, sondern über einen italienischen Migranten, der hierzulande ehrlich und fleissig in der Migros Maienfeld seine Brötchen verdiente, schreibe ich halt schon mit der nötigen Ironie der vererbten Weisheit der Blaser’s zu. 😀
Nun möchte auch ich einen Teil meines vor 30 Jahren erworbenen Gutes in Apulien loswerden, denn ins Alter gekommen wächst die Erkenntnis, dass ich mal nichts mitnehmen kann, es sei denn, ich mache es den Pharaonen ähnlich und lasse mir eine Pyramide bauen, wo ich alles einbuddeln könnte, was mir lieb ist und ich auf die lange Reise mitnehmen möchte.
Ein lieber Schweizer Freund (nennen wir ihn mal Hans) , den ich in Apulien kennen lernen durfte, hatte mit seinem Haus, dessen Pracht nicht zu übersehen ist, gleiches vor und schrieb es zum Verkaufe aus. Da meldete sich ein Abdullah ausgerechnet aus “der heiligen Stadt Rom” und untermalte wortreich sein grosses Interesse an einem Kauf. Das Haus müsse er ja nicht mit eigenen Augen begutachten, die Fotos im Inserat sprächen Bände, er kaufe im Auftrag eines gut situierten Geschäftsmannes gute Mietobjekte. Hans möge doch zu einem Treffen nach Rom kommen, wo man sich kennen lernen und eine allfällige geschäftliche Abwicklung besprechen könnte. Hans folgte seinem Aufruf, schliesslich liess sich das am Telefon mal nicht schlecht anhören. DasTreffen in Rom velief für Hans vielversprechend, Abdullah zeigte sich als gesitteter, mit guten Manieren ausgestatteter Mensch, der sogar alle Unkosten des Ausfluges nach Rom deckte. Allerdings hätte Hans halt beim Punkt des finanziellen Hintergrundes hellhörig werden müssen. Abdullah verriet, dass er mit Schwarzgeld das Haus bezahlen müsse. Solches liesse sich leicht erledigen, indem Hans ihm Schweizer Franken zum Tausch anerböte. Ein satter Gewinn durch einen überirdischen Wechselkurs sei ihm dann sicher. Unter diesen Vorzeichen einigte man sich zu einem weiteren Treffen in Mailand, wo Hans via Schweiz nach einem Besuch bei seiner Hausbank mit vollen Taschen anreiste, um den Deal in trockene Tücher zu bringen. Bei der Aussicht, das Haus zu einem guten Preis zu verkaufen und erst noch Wechselgewinne einzuheimsen, wer hätte da nicht angebissen? Wohl manch guter Eidgenosse des damaligen 20. Jahrhunderts! Natürlich hätte der Heilige Bruder Klaus von solchem abgeraten und ein Blaser aus Steinen nie und nimmer allein des Misstrauens wegen angebissen.
Man traf sich also unweit um die Ecke einer renommierten Mailänder Bank in einem tollen Restaurant zum Essen. Im vertraulichen Gespräch gerieten die 50’000 Franken in die Abdullahs Hände, welcher Vorgab, das nötige Kleingeld in der nahen Bank zu holen und Hans mal um kurze Geduld bat. Hans, ein ehrlicher und erfolgreicher Berufsmann, kann heute nicht begreifen, was ihm geschah, versteht nicht, welche Blindheit ihm Sinne und Gehirn vernebelten.
Der Geduld wurde nämlich eine lange, und Hans war seine 50’000 Franken für immer los.
(Anm.: Im Beobachter wird eine ähnliche Geschichte, wohl vom gleichen Gaunern angezettelt, beschrieben.)