„Herbsttag“, eines meiner Lieblingsgedichte seit Jugendzeit, schrieb Rainer Maria Rilke im Jahre 1902. Man findet es in seinem Gedichtband „Das Buch der Bilder“. Rilke beschreibt in drei Strophen den Übergang von Sommer zum Herbst.
Heute beim Ausklag des ersten offiziellen Herbsttages erinnerte ich mich seiner. Die Bilder, die sich mir boten zeigten, wie universell diese wunderbaren Worte des Dichters herüberkommen. Die ersten beiden Strophen könnten im tiefen Süden Italiens entstanden sein. Der Übergang vom Sommer zum Herbst ist am „Chidro“ greifbar. Das Flüsschen Chidro hat seine Quellen 450 Kilometer nördlich in den Abruzzen. Unter Erde fliesst er ans Meer und zeigt erst 100 m davor sein kühles Nass. Zum Glück bleibt er von Menschenhand bis dahin unberührt, so dass er in seiner ganzen Reinheit am Ionischen Meer den Herbst untermalt. Ja umtermalt - anders kann ich die Stimmung am 22.9.3019 um 17 Uhr nicht benennen.
„Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.“
Der Primitivo di Manduria 2019 wird die Wünsche Rilkes erfüllen!