Fotos Katarina Mai, Linz ("Jedes nicht gemachte Foto ist verlorene Vergangenheit"): https://m.facebook.com/profile.php?id=305652323159673
Taranto (Tarent) ist die Hauptstadt der gleichnamigen apulischen Provinz. Die Stadt zählt um die 210000 Einwohner. Taranto wächst in alle Himmelsrichtungen und hinterlässt nicht den Eindruck einer baulichen Einheit - die Altstadt ausgenommen. In dieser befinden sich zwar unzählige baufällige Quartiere und Häusergruppen, das macht vielleicht einen Teil des Reizes dieser Stadt aus und letztlich wird so ein Besuch zum bleibenden Erlebnis.
Vorweg: Wer sich mit dem Auto Richtung Altstadt bewegt, muss wissen, auf was er sich einlässt. Einladent wirkt Taranto bei der Anfahrt nicht. Die mächtigen und ausgedehnten Industrieanlagen des maroden und skandalumwitterten Stahlwerkes "ILVA" sind fürwahr keine Augenweide. Ungern erinnert man sich an die stinkend beissige Luft, als alle Hochofen noch in Betrieb waren vor dem Umweltskandal, den das Unternehmen verursachte. Abfälle und Unmengen Plastikflaschen liegen an allen Strassenrändern. Verkehrsregeln kommen dem ortsunkundigen Fremden bei der Anfahrt eher wie unverbindliche Empfehlungen als verbindliche Regeln vor. Es wird buchstäblich gedrängt, gestossen, geschoben und zuletzt vor den Toren der Altstadt um jede freie Parklücke gekämpft.
Wer schliesslich sein Auto irgendwo an einer entfernten Stelle zu platzieren vermag, dem erwartet mit der legendären und geschichtsträchtigen Altstadt Tarantos allerdings dann eine eindrückliche Kulisse.
Tarent ist eine bedeutende Hafenstadt, die schon vor Christus besiedelt wurde und dem Besucher einiges zu bieten hat.
Um 800 v.Chr. wurde die Stadt von Griechen aus Sparta gegründet. Aufgrund der wichtigen strategischen Lage blieb sie stets umstritten, bekriegt und wechselte folglich mehrmals die Besitzer. Zahlreiche Gebäude, Denkmäler und architektonische Sehenswürdigkeiten verweisen auf die wechselvolle Geschichte.
Die antike Altstadt von Tarent befindet sich auf einer kleinen Insel im Nordwesten der Stadt, welche über eine Brücke (Ponte Girevole) erreichbar ist. Dort sind noch die spärlichen Überreste der griechischen Kultur zu sehen, nämlich zwei Säulen eines um 400 v.Ch erbauten dorischen Poseidontempels.
Blickfang der Altstadt ist die vorgelagerte mittelalterliche Befestigungsanlage. Die dazugehörige Burg wurde bereits um 900 n. Chr. von den Byzantinern erbaut und im Verlauf der Geschichte mehrfach erneuert. Den heutigen Anblick erhielt das Schloss um 1486 nach den Vorstellungen von Ferdinand II von Aragón.
Die Altstadt selber besitzt nicht wie üblich eine Ringmauer. Um sich vor den Einfällen der gefürchteten Sarazenen aus dem Orient zu schützen, baute man die Gasseneingänge in die Stadt so schmal, dass jeweils nur eine Person gleichzeitig hinein gelangen konnte. So liessen sich in kriegerischen Zeiten unerwünschte Eindringlinge vom Stadtinnern fernhalten und man konnte sie an den Eingängen einzeln abschlachten. Heute sperren die Behörden einzelne unübersichtliche Gassen nicht nur ihrer Baufälligkeit wegen, sondern auch, weil Banditen die Vorteile der Enge zu nutzen versuchen, um ahnungslose Touristen auszurauben.
Weitere Sehenswürdigkeiten sind die römisch-griechischen Nekropolen sowie die Krypta des Erlösers.
Erwähnt sei ferner, dass die wertvollen Grabbeilagen der Messapier und Grabungsfunde, welche man rund um Manduria zu Tage brachte, prominent im archäologischen Nationalmuseum Tarantos ausgestellt. Dieses Museum zu besuchen, lohnt sich. Nur so wird einem so richtig bewusst, in welch geschichtsträchtiger Gegend und hinter welchem kulturellen Hintergrund wir die Ferien verbringen. Schliesslich wählten wir ja nicht irgendwo einen bedeutungslosen Badestrand als Feriendestination. Nein, wir sind in Italien, wo es einen grossen Teil der kulturellen Güter Europas zu bewundern gibt!